Sozialneid

Dein Feind: der Sozialschmarotzer

Peter Sloterdijk möchte die Sozialsysteme abschaffen, Guido Westerwelle bewertet die Hartz-IV-Reformen als Einladung zu spätrömischer Dekadenz. Dass die Unterschichten des Müßiggangs verdächtigt werden, hat eine lange Tradition.

Der liberale Beobachter (ein Beitrag zur Sloterdijk-Debatte)

Erschienen in 'Jungle World' und in "Angriff der Leistungsträger? - Das Buch zur Sloterdijk-Debatte", Argument

Sloterdijk und der Sozialneid von oben: In den Feuilletons trommelt ein Nietzsche-Groupie für den Sozialabbau. Neben vielen anderen Problemen hat Deutschland ein ganz spezielles. Das ist - der Sozialneid von oben. So regelmäßig wie der Vogelflug geraten betuchte Spießbürger außer Rand und Band. Dann rennen sie los, um allen mitzuteilen, dass arme Menschen zur Flasche greifen, dann verwandeln sie Feuilletons in Foren für Sudelpamphlete, wittern allerorten Geld, das ihnen vorenthalten werde, und beschwören - besoffen von Missgunst und Verachtung für die staatliche Wohlfahrt – den Niedergang Deutschlands, wenn alten Menschen nicht die Renten gekürzt und Gehhilfen verweigert werden. Sie gönnen Armen nicht die Margarine auf dem Brot und heißen Baring, Nolte, Miegel, Metzger, Sarrazin oder Sloterdijk. Ihre Idole sind Friedrich Nietzsche und Rainer Brüderle. Beim jüngsten Vogelflug geht es zu wie in Monty Python’s „Das Leben des Brian“. Brüderle tat wieder einmal auf irgendeinem Hügel Kund: „Mehr Netto vom Brutto!“ Seitdem brummelt das Milieu: „Mehr Netto vom Brutto“.

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