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Das Tauziehen um die Ukraine und der Bruch mit Russland

Vorbemerkung: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Auszug aus dem Buch "Europa zwischen Weltmacht und Zerfall" von Rainer Trampert. Das Buch ist im Schmetterling-Verlag, Stuttgart erschienen und kostet 14,80 EUR. Umschlag, Inhaltsverzeichnis und das Kapitel "Tauziehen um die Ukraine ..." kann von dieser Seite herunter geladen werden.
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Das europäische Bürgertum ist tief gespalten. Die kapitalverwaltende Sektion warnt, seinen Geschäftsinteressen folgend, vor antirussischen Sanktionen. Eines ihrer Organe, das «Handelsblatt», warf dem Westen am 13. März 2013 «Pitbull-Politics» gegenüber Russland vor: «Ohne nachzudenken, geht man auf den anderen los, mit der animalischen Härte der Instinkte (…) mit gefletschten Zähnen, aber ohne Hirn.»

Dagegen ist das Bürgertum, das in Politik und Medien den Ton angibt, von einem antirussischen Fanatismus berauscht, der alten Haudegen aus der Epoche des Kalten Krieges Angst macht. Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, sieht in dem Partnerschaftsvertrag der EU mit der Ukraine, dessen politischer Teil im März 2014 vereinbart wurde, «einen deutlichen Schritt der Eskalation». Und Peter Scholl-Latour stellte bei Maischberger fest: «Wenn man die deutschen Medien und deutschen Politiker hört, meint man, das großdeutsche Reich hätte den Krieg gewonnen.» Recht hat er. Deutsche Politiker, Zeitungsleute und TV-Moderatoren behandeln die Ukraine und besonders die Krim wie deutsches Territorium, das Putin mit seinen Russen in Uniformen ohne Abzeichen ihnen gestohlen hat.

Kahlfraß

Europa fault auf hohem Niveau und Deutschlands Exportwirtschaft setzt verstärkt auf außereuropäische Märkte. Aber Europa siecht nicht einträchtig dahin, es bricht förmlich auseinander.

In dem Heimatfilm „Und ewig singen die Wälder“ sammelt der rücksichtslos tatkräftige Dag Björndal (Gert Fröbe) so lange Schuldscheine der Waldbauern und des benachbarten Edelmannes („der muss mit Bärenmilch gesäugt worden sein“), bis er alle in der Hand hat. Er kann nun über sie herrschen - gnädig oder grausam, wie es ihm beliebt. Nicht viel anders geht es zwischen Nationen zu.

Ein Gespenst geht um: Europa

Über die Idee von den Vereinigten Staaten von Europa und den gegenwärtigen Separatismus und Nationalismus ... Das linke Europa gibt es genauso wenig wie das linke Vaterland. Warum sollte der linke Internationalismus, der das Ausplündern der Welt im Namen der europäischen „Kultur“ und „Weltmacht“ beenden, die Ausbeutung des Menschen durch die Enteignung der Produktionsmittel aufheben und eine Rätedemokratie oder Vergleichbares einrichten will, Grenzen ziehen, die hinter der Handelsfreiheit des Kapitals zurückfielen?

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