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Zuchtmeister Deutschland

An Griechenland wird experimentiert, wie viel Diktat und Disziplinierung sich die Peripherie von den Mächten Kerneuropas gefallen läßt – allen voran von Deutschland. Doch die deutschen Bild-Leser, die heute den Griechen alles nehmen wollen, ahnen noch nicht, was noch auf sie zukommen wird, wenn 2011 die sogenannte Schuldenbremse greift.

Dein Feind: der Sozialschmarotzer

Peter Sloterdijk möchte die Sozialsysteme abschaffen, Guido Westerwelle bewertet die Hartz-IV-Reformen als Einladung zu spätrömischer Dekadenz. Dass die Unterschichten des Müßiggangs verdächtigt werden, hat eine lange Tradition.

Ade, guter Soldat

Deutschland führt selbstverständlich Krieg und belebt die transatlantische Freundschaft wieder. 100 Tage schwarz-gelbe Außenpolitik.

Der liberale Beobachter (ein Beitrag zur Sloterdijk-Debatte)

Erschienen in 'Jungle World' und in "Angriff der Leistungsträger? - Das Buch zur Sloterdijk-Debatte", Argument

Sloterdijk und der Sozialneid von oben: In den Feuilletons trommelt ein Nietzsche-Groupie für den Sozialabbau. Neben vielen anderen Problemen hat Deutschland ein ganz spezielles. Das ist - der Sozialneid von oben. So regelmäßig wie der Vogelflug geraten betuchte Spießbürger außer Rand und Band. Dann rennen sie los, um allen mitzuteilen, dass arme Menschen zur Flasche greifen, dann verwandeln sie Feuilletons in Foren für Sudelpamphlete, wittern allerorten Geld, das ihnen vorenthalten werde, und beschwören - besoffen von Missgunst und Verachtung für die staatliche Wohlfahrt – den Niedergang Deutschlands, wenn alten Menschen nicht die Renten gekürzt und Gehhilfen verweigert werden. Sie gönnen Armen nicht die Margarine auf dem Brot und heißen Baring, Nolte, Miegel, Metzger, Sarrazin oder Sloterdijk. Ihre Idole sind Friedrich Nietzsche und Rainer Brüderle. Beim jüngsten Vogelflug geht es zu wie in Monty Python’s „Das Leben des Brian“. Brüderle tat wieder einmal auf irgendeinem Hügel Kund: „Mehr Netto vom Brutto!“ Seitdem brummelt das Milieu: „Mehr Netto vom Brutto“.

Ehre, Blut und Pulverdampf – Über den „Ehrbaren Kaufmann"

Die deutschen Manager sollen wieder »ehrbare Kaufmänner« werden, da sind sich die Parteien von CDU/CSU bis zur »Linken« einig. Über den derzeit beliebtesten bürgerlichen Mythos. Alle wollen ihn, alle rufen nach ihm, er soll jetzt die Karre aus dem Dreck ziehen: der ehrbare Kaufmann! Eine vom Aussterben bedrohte Gattung, die schon in der griechischen Mythologie vorkommt. Der Götterbote Hermes – der mit Flügeln an den Stiefeln – sollte nicht nur Seelen bis an die Pforte der Unterwelt führen, er war auch Schutzpatron für Kaufleute und Diebe. Die CDU/CSU verspricht uns »eine Wirtschaftsordnung, die sich an den Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns orientiert«, die FDP will, dass »sich Vorstände ein Beispiel« an ihm nehmen, die SPD setzt »auf das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns« und will dafür sorgen, dass er »am Ende nicht wieder der Dumme« ist, die »Linke« betrauert, dass seine Tugenden »zugunsten von Gier verdrängt« wurden, Grüne sind versessen auf ihn.

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