Bühnenstücke

Abschiebeflug!

von Rainer Trampert

‚Der Abend senkt sich über den Hamburger Flughafen, als die Maschine der Schweizer Charter Airline ‚Hello’ auf dem Rollfeld eintrifft ...’ So beginnt im Zeit-Magazin die Reportage über den „Abschiebeflug FHE 6842“, aus dem alle Zitate sind. Der Flug ist eine Sammelabschiebung der EU unter deutscher Federführung. 32 Afrikaner sollen in dieser Nacht von Hamburg nach Guinea, Togo und Benin transportiert werden. Der Aufsichtsbeamte ist ...

„Ich möchte nicht, dass mein richtiger Name in der Zeitung steht.“

Das Wunder vom Petersplatz (Abschied von Woityla)

von Rainer Trampert

Wir befinden uns mit Millionen gläubiger Menschen auf dem Petersplatz, um den Spiritus Sanctus tief einzuatmen. Die meisten Zitate sind aus einer beeindruckenden Reportage in der „Süddeutschen“.

Auf dem Platz fällt unser Blick zunächst auf

„viele in Purpur gekleidete Kardinäle!“

Auch

„200 Mächtige aus 80 Ländern und Tausend Würdenträger der Weltreligionen sind gekommen. Sie sitzen auf Holzstühlen mit rotem Samtbezug, umsäumt von Scharfschützen.“

Die Parasiten

von Rainer Trampert

Es geht jetzt um einen Skandal. Vielleicht den größten der letzten 10 Jahre. Ich meine den Skandal, dass Arbeitslose heutzutage machen, was sie wollen. „Bild“ spürt immer wieder Arbeitslose in der Karibik auf. Erst Karibik-Knut, dann Karibik-Klaus. Wer weiß, wer der Nächste ist. Wenn wir die Karibik mal für einen Moment verlassen und in heimischen Gefilden nach Arbeitslosen fahnden, dann kann es keiner mit dem Spiegel aufnehmen. Alle Zitate sind aus einem Spiegel-Aufmacher, in dem enthüllt wurde:

Fluch des Y-Chromosoms

von Rainer Trampert

Seit einigen Jahren wird davon ausgegangen, dass wir in einer Wissensgesellschaft leben. Wir wissen heute mehr als früher! Früher wurde angenommen, dass Armut und Psychosen etwas zu tun haben mit Klassengesellschaft, Entfremdung oder beknackter Familie. Falsch! Durch die Genforschung wissen wir heute: Es gibt keine gesellschaftlichen Ursachen! Du hast entweder Glück oder Pech mit deinen Genen. Wie wenn das Karma nicht auf deiner Seite ist oder die Karten schlecht liegen. Ob Buddha, Skat-Blatt oder Gene, alles ist höhere Gewalt.

Meistersinger von Nürnberg

von Rainer Trampert

Ende Juli war es wieder soweit. Die deutsche Elite pilgerte wie jedes Jahr nach Bayreuth, um sich vor Richard Wagner, dem Meister der deutschen Leitkultur, zu verneigen. Es gab „Die Meistersinger von Nürnberg“. Alle waren wieder da. Angela Merkel im fliederfarbenen Knitter-Kostüm, die Genschers, Hermann Göring, Claudia Roth in puffrotem Federwerk, Stoiber’s Gattin trug Halskrause, Thomas Gottschalk goldene Schuhe, Roberto Blanco, Fürstin Gloria, Westerwelle, Goebbels ... Alle!

Mobbing-Seminar

von Rainer Trampert

Guten Abend meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße Sie ganz herzlich zu unserem gemeinsamen Mobbing-Seminar und freue mich über das rege Interesse. Ich will gleich zum Thema kommen: Was auf neudeutsch Mobbing heißt, ist ja ein altes, vertrautes Phänomen. Ein Herbstblatt fliegt in den Garten des Nachbarn. Der fühlt sich bedroht, zielt mit dem Wasserschlauch auf die Gattin des Verursachers, mauert dessen Garage zu, hetzt den Hund auf die Kinder und der Spaß will kein Ende nehmen. Der Volksmund sagt: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Friedrich Schiller, Wilhelm Tell.

Neue Helden der Arbeit

Im meinem Alter fragt man sich natürlich: Wer arbeitet eigentlich noch für meine Rente? Bei den Bauwagen-Leuten ist da wenig Enthusiasmus zu spüren. Manchmal denke ich sogar, dass sie nicht mal im Sozialismus auf den Orden „Held der Arbeit“ erpicht wären. Ich wollte das als Generationenproblem abbuchen, keine Vorbilder, Anspruchsdenken der 68er und so, da fiel mir die TAZ in die Finger. Die TAZ hatte mit zwei Leuten aus der Internet-Branche gesprochen. Ich nehme es vorweg: Beide machen mir Hoffnung.

Schröder, Chirac und Putin in Kaliningrad

von Rainer Trampert

Im Sommer feierte Kaliningrad - den Deutschen besser als Königsberg bekannt - 750sten Geburtstag. Putin hatte eingeladen. Nicht sehr breit, nur seine beiden besten Freunde: Jaques Chirac und Gerhard Schröder. Chirac kam alleine, Schröder mit einem Pressetross, darunter einer vom Spiegel und Jürgen Manthey von der „Frankfurter Allgemeinen“ (von dem alle nicht anders bezeichneten Zitate sind). Die Gruppe schlendert durch die Straßen, und während Chirac sich eigentlich für nichts interessiert, sieht Schröder sofort,

Totenbettchen

von Rainer Trampert

Als ich ein kleines Kind war, durfte ich noch Waffen tragen. Wenn Kindermaskerade war, fiel den Jungs, aber auch den Müttern, sowieso nichts anderes ein als Cowboy oder Chinese. Auf dem Fest liefen dann 20 Cowboys und zwei Chinesen herum. Die Mädchen kamen alle als Engel mit riesigen goldenen Flügeln. Was will ich damit sagen? Wir haben damals nicht vorm Fernseher gehockt; wir schossen noch selber.

Vertrauen schaffen (über die Finanzkrise)

von Rainer Trampert

Man sieht es uns vielleicht nicht so an, aber auch wir wollen das Vertrauen in die Finanzmärkte zurückgewinnen. Vertrauen ist gerade für Kinder sehr wichtig, die sich heute fragen: Die FDP will keine Erbschaftssteuern, aber ist überhaupt noch Erbmasse da? Dann die Schreckensmeldung im Handelsblatt: „Depressive Babys! Die Finanzkrise kommt im Kinderzimmer an.“ Man hat herausgefunden:

„Wer 1929 als Kind den Börsencrash und die große Depression erlebte, der hatte auch Jahrzehnte später kein richtiges Vertrauen in den Aktienmarkt entwickelt.“